Zuletzt aktualisiert: 09.10.2025

„Mitten im Revier geboren“ – Ausstellung „Zeitzeichen“ im Haus der Union Stiftung

Ab dem heutigen Abend ist im Haus der Union Stiftung eine Ausstellung mit Werken von Ursula Bauer und Dr. Alfred Weigerding zugänglich. Die Sujets der Exponate sind Relikte saarländischer Industrieanlagen. Dabei wurden lange Zeit prägende Bestandteile des wirtschaftlichen Schaffens im Land, die zu weiten Teilen sein Antlitz bestimmende Montanindustrie, in Kunstschöpfungen überführt. Dies geschieht in Gestalt abstrahierender Gemälde in mal leuchtendem, mal verhaltenem Kolorit sowie in Form von Radierungen und Siebdrucken.

Nicht zufällig haben die beiden „spätberufenen“ Künstler einmal bei einer Schau in Riegelsberg zusammengefunden, denn sie eint, wie Ursula Bauer sagt, das Thema Industriekultur, mithin überwiegend stillgelegte Grubenanlagen und ebenfalls nicht mehr betriebene Werke der eisenschaffenden Industrie.

Für die Künstlerin handelt es sich bei ihren Werken um „Heimatbilder“, weil es ihr darum geht, aus eigenem Eindruck, aus ihrer Herkunft heraus zu gestalten. Das ist Bauer, die aus einer Bergmannsfamilie stammt, möglich, da sie „die Industrie in ihrer ursprünglichen Form noch miterlebt“ hat. Der Schulweg habe sie an der Neunkircher Hütte vorbeigeführt, „damals noch mitten in der Stadt“. Als „rauchend, laut lärmend, im Winter feuerspeiend und zeitweise beängstigend“ hat die Künstlerin die zentrale Industrieanlage der Stadt in Erinnerung. In Saarbrücken-Burbach bot sich ihr dann von der ersten Arbeitsstelle aus der Blick auf die dortige Hütte. Längst gehört all das der Geschichte an, doch es schwingt im Identitätsempfinden der Saarländer noch mit – Grund genug, es zwischen gestern und morgen festzuhalten.

Ursula Bauer

Ursula Bauer im Haus der Union Stiftung
Ursula Bauer betrachtet eines ihrer Werke

Nach einem späten Kunststudium in Trier war für Bauer der Besuch einer Ausstellung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte ein Schlüsselmoment. Da habe sie, so legt sie dar, „all das gefunden“, was sie gesucht hat: „Eine unvorstellbare Menge an Strukturen und Texturen, Formen, Farben, Überlappungen, Perspektiven“. Ihr ideales Thema. Weiter erklärt Bauer: „Mich interessiert, was geblieben ist, was die Natur daraus gemacht hat. Zum Beispiel diese wunderschönen Rostfarben der Winderhitzer in Völklingen. Wenn im Sommer die Sonne ganz grell ist“, sagt die Künstlerin, „leuchten sie beinah blutrot – diese Dinge sind es, die mich faszinieren.“ Bei aller Faszination weiß Bauer auch um das Bedrückende der Orte einst schwerster physischer Tätigkeiten. Doch dies wird in ihrer Kunst überwunden. Der Blick weitet sich nach vorne.

Dr. Alfred Weigerding

Alred Weigerding im Haus der Union Stiftung
Dr. Alfred Weigerding beim Aufbau der Ausstellung

Weigerding stammt aus einer Künstlerfamilie, aber der Weg zu eigenem Kunstschaffen führte ihn über den Schiffsbau und eine berufliche Laufbahn als Mediziner. Seit mehr als 20 Jahren geht er auf einem Hofgelände bei Homburg eigener, grafisch gerichteter Kunstleidenschaft nach. Stark setzt er am Präzise-Technischen der Industriekultur und höchst bewusst an ihrem historischen Gehalt an. Es überraschen derweil die von ihm gefundenen, auch in die Zukunft weisenden Kompositionen, die er von einem jetztzeitigen Standpunkt aus anlegt. „Die Menschheit“, so sagt er, „ist mit künstlicher Intelligenz und extrem leistungsfähigen Computersystemen konfrontiert. Ob diese Entwicklung zu größerer Zufriedenheit führt, wird die Zukunft zeigen.“ Teile seiner Exponate charakterisiert er selbst als mit Symbolen eines „neuen industriellen Zeitalters“ durchzogen: „digital, global, vernetzt.“

So bieten die Werke beider Künstler zum einen durch identitätsstiftende Momente Halt, geben zum anderen im gegenwärtigen Festhalten von Wandel Impulse für eine Vordeutung des Kommenden. Es wird individuell zu erleben und auch zu bewältigen sein. Gerade eine – wie hier stattfindende – künstlerische Reflexion über dessen Basis ganz nahe bei uns mag jedoch einen Quell zu neuer Gestaltungskraft geben.

Die Vernissage zur Ausstellung beginnt um 18 Uhr. Der Ausstellungszeitraum reicht vom 9. Oktober bis zum 31. Dezember 2025. Ein Künstlerfrühstück mit Führung findet am Donnerstag, dem 13. November 2025, um 10 Uhr statt.