Zuletzt aktualisiert: 24.02.2025

Alice Weidels Aussage: War Hitler ein Kommunist?

Die Frage „War Hitler ein Kommunist?“ wurde zuletzt durch eine kontroverse Aussage von Alice Weidel, der Fraktionsvorsitzenden der AfD, neu entfacht. In einem Gespräch mit Elon Musk sagte Weidel, Hitler sei ein Kommunist gewesen. Diese Aussage löste heftige Debatten aus, da die NSDAP traditionell als rechtsextreme Partei eingeordnet wird.

Doch gibt es Elemente in Hitlers Politik, die an den Kommunismus erinnern? Dr. Dr. Rainer Zitelmann, Historiker und Soziologe, hat sich intensiv mit Hitlers Wirtschaftspolitik auseinandergesetzt und erklärt, warum Hitler kein Kommunist, aber dennoch kein Anhänger der freien Marktwirtschaft war.

„Er hat die Kommunisten bewundert, weil sie Fanatiker hatten. Fanatismus war für Hitler eine Tugend.“ – Dr. Dr. Rainer Zitelmann

Warum war Hitler kein Kommunist?

Der Kommunismus, wie er von Karl Marx definiert wurde, setzt auf die vollständige Abschaffung des Privateigentums und eine zentral gesteuerte Planwirtschaft. Hitler hingegen behielt das Privateigentum formal bei, schränkte aber die Entscheidungsfreiheit der Unternehmer stark ein.

„Die Unternehmer konnten nicht mehr machen, was sie wollten. Sie mussten tun, was der Staat verlangte.“ – Dr. Dr. Rainer Zitelmann

Das bedeutet: Hitler war kein Kommunist, aber auch kein klassischer Kapitalist. Seine Wirtschaftspolitik war eine gelenkte Wirtschaft, in der der Staat die Kontrolle über Unternehmen hatte, ohne sie zu verstaatlichen.

Welche Parallelen gab es zwischen Hitlers Wirtschaftspolitik und dem Kommunismus?

Obwohl Hitler den Kommunismus als politischen Gegner betrachtete, gab es einige Überschneidungen:

  • Staatliche Kontrolle der Wirtschaft: Unternehmen blieben formal privat, mussten sich aber an staatliche Vorgaben halten.
  • Antikapitalistische Rhetorik: Hitler griff Banken, Großkonzerne und „Plutokraten“ an, ähnlich wie es Kommunisten taten.
  • Planwirtschaftliche Ansätze: Besonders in der Kriegswirtschaft setzte die NSDAP auf zentrale Steuerung.

Dennoch unterscheidet sich der Nationalsozialismus grundlegend vom Kommunismus, da er auf nationalistische, rassistische und militaristische Ideologien setzte, während der Kommunismus auf internationale Solidarität und Klassenkampf ausgerichtet war.

Warum arbeitete Hitler mit Großunternehmen zusammen, wenn er gegen Kapitalismus war?

Obwohl Hitler antikapitalistisch war, kooperierte sein Regime mit Großunternehmen. Firmen wie Krupp oder Röchling profitierten von der Kriegswirtschaft.

Zitelmann stellt klar, dass viele Unternehmer Hitler zunächst als Bedrohung sahen, weil sie ihn für einen Sozialisten hielten. Erst nach 1933 arrangierten sich viele Unternehmen mit dem NS-Regime – nicht aus Überzeugung, sondern aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. „Die meisten Unternehmer sahen Hitler als Sozialisten und waren zunächst gegen ihn.“

Hatte Hitler eine eigene Ideologie zwischen Kommunismus und Kapitalismus?

Laut Dr. Dr. Rainer Zitelmann war Hitler weder Kommunist noch Kapitalist. Vielmehr verfolgte er eine dritte Position, die sich von beiden Ideologien unterschied:

  • Er lehnte den freien Markt ab, weil er die Kontrolle behalten wollte.
  • Er lehnte aber auch die vollständige Verstaatlichung ab, um den Wettbewerb zu erhalten.
  • Er setzte auf eine gelenkte Wirtschaft, in der der Staat bestimmte, was produziert wurde.

„Ich würde Hitler als Vorläufer des modernen Sozialismus bezeichnen. Er setzte nicht auf Verstaatlichung, sondern auf Kontrolle.“ – Dr. Dr. Rainer Zitelmann

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Mehr Informationen

Tipp: Der komplette Vortrag – in voller Länge – mit Dr. Dr. Rainer Zitelmann finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Union Stiftung. Hier klicken, um das Video „Hatte Alice Weidel recht? War Hitler ein Linker?“ anzusehen.

Über Dr. Dr. Rainer Zitelmann und sein Buch

Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Soziologe und Autor zahlreicher Bücher zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen. Seine erste Promotion absolvierte er 1986 in Geschichte mit einer Arbeit über Hitlers wirtschafts- und sozialpolitische Vorstellungen, die später als Buch unter dem Titel „Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs“ veröffentlicht wurde.

Sein Buch wurde in mehrere Sprachen übersetzt und hat international für Aufsehen gesorgt. Zitelmann war der erste Historiker, der alle wirtschaftspolitischen Äußerungen Hitlers systematisch analysiert und in einen ideologischen Kontext gesetzt hat.

Neben seinen Forschungen zum Nationalsozialismus ist Zitelmann auch als Experte für Kapitalismus und wirtschaftliche Freiheit bekannt. Er hat zahlreiche Bücher zu diesen Themen veröffentlicht, darunter „Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung“.

Weitere Informationen zu Dr. Dr. Rainer Zitelmann und seinen Büchern gibt es auf seiner offiziellen Website:
➡️ www.rainer-zitelmann.com