Zuletzt aktualisiert: 11.11.2024

Die US-Wahl 2024 war eine der spannendsten Wahlen der letzten Jahre. Mit Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus stellt sich die Frage, wie sich dieser erneute Machtwechsel auf die internationalen Beziehungen, insbesondere auf Europa und die NATO, auswirken wird. Der traditionelle US-Wahl-Brunch der Union Stiftung brachte Experten und Interessierte zusammen, um über die künftigen Herausforderungen für Europa zu diskutieren.

Einführung in das Thema: Die Bedeutung der US-Wahl für Europa

Nach Bekanntwerden der Ergebnisse der US-Wahl in den Morgenstunden europäischer Zeit begrüßte Michael Scholl, Geschäftsführer der Union Stiftung, die Gäste zum traditionellen US-Wahlbrunch. Im Zentrum der Veranstaltung standen die Folgen der US-Wahl 2024 und der erneute Wahlsieg Donald Trumps für die europäische und internationale Politik.

Als Referenten führten der Historiker und Amerika-Experte Prof. Dr. Manfred Berg von der Universität Heidelberg sowie Sascha Tamm, Referatsleiter für Nord- und Lateinamerika bei der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, durch den Vormittag. Der Brunch fand in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern statt: dem Deutsch-Amerikanischen Institut Saarland, dem Politischen Bildungsforum Saarland der Konrad-Adenauer-Stiftung, der liberalen Stiftung Villa Lessing und der ASKO Europa-Stiftung.

Welche Auswirkungen hat eine zweite Amtszeit von Donald Trump auf Europa und die NATO?

Der Historiker Prof. Manfred Berg von der Universität Heidelberg analysierte, wie ein erneuter Wahlsieg Trumps die transatlantischen Beziehungen verändern könnte. Ein dominierendes Thema: Die amerikanische Sicherheitspolitik und die Unterstützung der NATO. Trump, so Berg, habe in der Vergangenheit eine klare „America First“-Politik verfolgt und werde möglicherweise auch künftig den Einfluss der USA in Europa reduzieren wollen. Berg sieht ein potenzielles Risiko für Europas Sicherheit, falls Trump die Unterstützung für die Ukraine im Konflikt mit Russland drastisch kürzen oder beenden sollte.

Dies führte zu einer zentralen Frage für die deutsche und europäische Politik: Wie kann Europa ohne die gewohnte Unterstützung der USA seine Sicherheitspolitik neu organisieren und eine gemeinsame Verteidigungsstrategie entwickeln? Einigkeit herrschte in der Expertenrunde darüber, dass die europäische Verteidigungsfähigkeit dringend gestärkt werden müsste, um auf eine mögliche Abkehr der USA von europäischen Sicherheitsinteressen vorbereitet zu sein.

Die psychologische Komponente: Trumps emotionaler Zugang zu den Wählern

Eines der Hauptthemen des Wahlbrunches war auch die Art und Weise, wie Trump mit seinen Anhängern kommuniziert. Dominik Holl, Amerika-Experte der Union Stiftung, berichtete von seiner Teilnahme an einer Wahlveranstaltung Trumps. Er beschrieb, wie Trump gezielt das Gefühl der Zugehörigkeit und des Stolzes bei seinen Anhängern anspricht, indem er sich als deren Kämpfer gegen eine vermeintlich ignorante politische Elite darstellt. In dieser Erzählweise stellt Trump das „wahre Amerika“ gegen die abgehobene Elite in Washington, was ihm an der Basis enormen Rückhalt sichert.

Prof. Berg fügte hinzu, dass Emotionen und eine persönliche Ansprache im Wahlkampf Trumps eine entscheidende Rolle gespielt hätten. Die Fakten träten hierbei oft in den Hintergrund, während Trumps Inszenierung als „Champion des einfachen Volkes“ im Mittelpunkt stehe. Dieser emotionale Zugang zu seinen Wählern, gepaart mit Misstrauen gegenüber etablierten Institutionen und Medien, gebe Trump eine machtvolle Position.

Einfluss von Migration und Wirtschaft als Wahlthemen

Ein zentrales Thema der Wählerentscheidung war, wie Dr. Christopher Salm feststelle, die Wirtschaftspolitik. Viele Amerikaner erinnerten sich an die Zeit vor der Pandemie, als Trump an der Macht war und die Wirtschaft wuchs. Hierbei ist jedoch zu betonen, dass die wirtschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart auch auf Trumps frühere Entscheidungen zurückzuführen sind, etwa auf die enorme Verschuldung durch seine Steuerreformen und hohe Staatsausgaben. Trump konnte jedoch die wirtschaftlichen Sorgen seiner Wähler nutzen und versprach ihnen eine Rückkehr zu besseren wirtschaftlichen Zeiten unter seiner Führung.

Auch das Thema Migration spielte eine Rolle, allerdings nicht in dem Umfang wie die wirtschaftliche Lage. Viele Amerikaner empfinden die aktuelle Migrationspolitik als zu nachgiebig und sehen in Trump eine starke Führungspersönlichkeit, die die Kontrolle über die Grenzen zurückerlangen kann.

Was bedeutet dies für Deutschland und Europa?

Die US-Wahl hat auch weitreichende Implikationen für Deutschland und die EU. So könnten Bundestagswahlen in Deutschland möglicherweise von ähnlichen Mustern wie in den USA beeinflusst werden. Sascha Tamm, Referatsleiter der Nordamerika/Lateinamerika Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, ebenfalls Experte beim Wahlbrunch, zog Parallelen zur Wahlentscheidung vieler Amerikaner, die sich von Trump verstanden und repräsentiert fühlen, obwohl sie von seinen Entscheidungen wirtschaftlich nicht direkt profitieren. Er wies darauf hin, dass auch in Deutschland verstärkt Parteien gewählt werden, die sich gegen das politische Establishment richten, insbesondere in wirtschaftlich schwächeren Regionen.

Zudem stehen Europa und Deutschland vor der Herausforderung, sich von der bisherigen Abhängigkeit von den USA in Verteidigungsfragen zu lösen. Deutschland könnte die Chance nutzen, seine Bündnisse innerhalb der EU zu stärken, um die europäische Sicherheit langfristig zu sichern und eine unabhängige Außenpolitik zu fördern.

Fazit: Die Zukunft Europas in Zeiten einer unsicheren transatlantischen Partnerschaft

Die Diskussionen zeigten deutlich, dass die Wahl in den USA weitreichende Folgen für die europäische Politik haben wird. Ein erneuter Wahlsieg Trumps könnte die bestehenden Sicherheitsstrukturen und das Vertrauen in die transatlantischen Beziehungen stark erschüttern. Daher müssen Deutschland und die EU mehr Verantwortung für ihre eigene Sicherheit und strategische Positionierung übernehmen. Die mögliche Abwendung der USA von Europa stellt eine Herausforderung dar, könnte aber auch der Anstoß für eine dringend notwendige Neuordnung und Stärkung der europäischen Einheit und Selbstständigkeit sein.

Für eine detaillierte Diskussion und Expertenmeinungen zur US-Wahl 2024 können Sie sich das vollständige Video zur Veranstaltung der Union Stiftung auf YouTube ansehen:

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