Podiumsdiskussion zur Bedeutung der musisch-kulturellen Bildung für die Gesellschaft
Saarbrücken – Zu einer Diskussion dreier Experten über die „Bedeutung der musisch-kulturellen Bildung für die Gesellschaft“, die unter regem Publikumszuspruch am 17. November 2023 im Haus der Union Stiftung stattfand, sprach der Geschäftsführer der Union Stiftung Michael Scholl die einleitenden Worte. Er unterstrich in ihnen die soziale Bedeutsamkeit der Kunst und Kultur und das infolgedessen besondere Eintreten der Stiftung für deren Belange im Saarland.
Scholl begrüßte die per Video zugeschaltete Präsidentin des Saarländischen Chorverbandes und Landtagsabgeordnete Jutta Schmitt-Lang, den Bundesvorsitzenden des Verbandes deutscher Musikschulen und Leiter der Stuttgarter Musikschule Friedrich-Koh Dolge sowie Dieter Boden, den Leiter der Musikschule im Landkreis Merzig-Wadern und zugleich Landesvorsitzender des Verbandes deutscher Musikschulen im Saarland.
Vom Effekt der Musik auf Leistung
In einem Impulsreferat entwickelte Friedrich-Koh Dolge, von der Allgegenwart der Musik ausgehend, den wissenschaftlich gestützten Gedanken, dass Kinder und Jugendliche, die eine musikalische Bildung erfahren, von dieser in Hinblick auf Integrations-, Empathie- und Konzentrationsfähigkeit sowie Leistungsbereitschaft erheblich profitierten. Die Förderung der musikalischen Bildung in der Früherziehung sei eine Art von Investition ins Leben, schloss er.
In der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Friederike Brandt (SR2 Kulturradio) moderiert wurde, kamen die für musisch-kulturelle Bildung aktuell bedeutsamen Fragen zur Sprache. Konsens herrschte darüber, dass die notwendigen Fachkräfte fehlten und, wie Dieter Boden ausführte, zwischen Schulen und Musikschulen ein für die gemeinsame Sache abträglicher Wettbewerb um Personal eingesetzt habe.
So profitiert auch ehrenamtliches Engagement
Jutta Schmitt-Lang wies auf die Rolle der Vereine, des Amateurmusikwesens und der Ehrenamtlichkeit beim Wecken von Begeisterung für die Musik bei Kindern und Jugendlichen, beim Hineingehen in die Schule, beim Generieren von Beständigkeit hin. Dabei sei eine „Kreislaufwirtschaft“ wünschenswert, so dass sich aus dem schulischen Bereich ein positiver Effekt auf das Vereinsleben ergebe.
Die Diskutanten waren sich weitestgehend einig, dass die Wertigkeit des Musischen im sozialen Bewusstsein nicht hinreichend verankert sei; die Musik drohe im Wettbewerb um Hobbys, auch im schulischen Bereich, gemessen an den MINT-Fächern, ins Hintertreffen zu geraten. Damit einher gehe auch, wie Boden sagte, die Gefährdung der Sprache der Emotionen und des Sinnes für ästhetische Gestaltung. Dolge brachte in diesem Kontext die prägnante These an, dass bei der Nachhaltigkeit menschlichen Handelns nicht ausschließlich auf das Verhältnis zwischen Mensch und Natur, sondern auch auf dasjenige zwischen Mensch und Mensch zu achten sei.
Der Bildungszugang, so waren sich die Experten einig, müsse auch für Jugendliche, die ihn sich nicht aus eigenen Kräften ermöglichen können, gewährleistet sein. Das Ganztagsförderungsgesetz wurde kritisch hinterfragt, da es, trotz der begrüßenswerten Intention, das ehrenamtliche Engagement und individuelle musische Fördern mitunter erschwere.
Positiver Ausblick
Das Publikum brachte die Rolle des Elternhauses, die Realität in der Schule und die Bedeutung des gegenwärtigen Radioprogramms in die Diskussion mit ein. Moderatorin Friederike Brandt, die, wie sie sagte, selbst das Klavier- und Geigenspiel erlernt habe, äußerte sich abschließend im Hinblick auf die Zukunft der musisch-kulturellen Bildung optimistisch: Als junge Kulturjournalistin stehe sie täglich in Kontakt mit kreativen Menschen der Kultur- und Musikszene. Diese Erfahrungen stimmen sie positiv.
Die ganze Veranstaltung ist in unserer Mediathek auf unserem Youtube-Kanal online verfügbar.