Zuletzt aktualisiert: 18.03.2025

Hat die CDU die Wahl gewonnen?

Ja, die CDU hat die Bundestagswahl 2025 gewonnen, aber mit einem schwachen Ergebnis. Laut Professor Werner Patzelt steckt die Partei dennoch in einer tiefen Krise. „Die CDU hat nur gewonnen, weil die anderen Parteien noch schwächer waren“, sagt er.

Das Ende der CDU als Volkspartei?

Trotz ihres Wahlsiegs steht die CDU vor einer existenziellen Herausforderung. Die Partei hat zwar die meisten Stimmen erhalten, doch die Zeiten, in denen sie als Volkspartei eine stabile Mehrheit stellte, scheinen vorbei. Sie profitiert nicht aus eigener Stärke, sondern aus der Schwäche der Konkurrenz.

Laut Professor Werner Patzelt hat die CDU ihre klare Identität verloren: „Die Partei steht inhaltlich zwischen verschiedenen Lagern – sie ist weder klar konservativ noch vollständig in der politischen Mitte verankert.“

Diese Unklarheit könnte langfristig zum Ende der CDU in ihrer bisherigen Form führen. Die Partei steht vor einer Entscheidung: Setzt sie auf eine breite politische Strategie, um sowohl Mitte-Wähler als auch Konservative anzusprechen? Oder wagt sie eine klare Neupositionierung? Dabei steht sie vor einer doppelten Herausforderung: Koalitionsverhandlungen mit der SPD auf der einen Seite und Druck von konservativen Wählern auf der anderen.

Ob dieser Wahlsieg eine Chance zur Neuaufstellung oder nur eine Zwischenstation auf dem Weg in eine tiefere Krise ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

Warum war die Wahlbeteiligung so hoch?

Die Wahlbeteiligung war ungewöhnlich hoch, weil viele Menschen die Wahl als besonders entscheidend empfanden. Die Gründe:

  1. Viele Wähler wollten eine politische Kurskorrektur.
  2. Andere wollten einen Rechtsruck verhindern.

Zeigt die Wahlbeteiligung das Ende der CDU-Dominanz?

Die hohe Wahlbeteiligung zeigt, wie stark die politischen Lager in Deutschland gespalten sind. Während die einen eine klare politische Wende forderten, wollten andere die CDU um jeden Preis verhindern.

„Die CDU wird nicht mehr automatisch als Regierungspartei akzeptiert, sondern muss sich gegen starke gesellschaftliche Widerstände behaupten“, analysiert Patzelt. Das könnte langfristig dazu führen, dass die CDU nicht mehr die zentrale Kraft in der deutschen Politik ist, sondern sich mit wechselnden Mehrheiten oder neuen Bündnissen arrangieren muss.

Warum gibt es Proteste gegen die CDU?

Die CDU gerät von beiden Seiten unter Druck. Besonders in Städten wie Hannover und Saarbrücken kam es zu Protesten gegen die Partei.

Warum?

  • Die CDU hat sich in den letzten Jahren stärker zur politischen Mitte bewegt.
  • Kritiker werfen ihr vor, keine klare konservative Politik mehr zu machen.
  • Andere wiederum setzen sie mit der AfD gleich und lehnen sie deshalb ab.

Die CDU zwischen allen Fronten

Während die CDU früher als stabile Mitte galt, gerät sie nun von links und rechts unter Beschuss.

„Sie hat sich so stark angepasst, dass sie von den Konservativen nicht mehr als echte Alternative wahrgenommen wird, während die Linke sie mit der AfD gleichsetzt“, erklärt Patzelt.

Die Folgen sind gravierend: In Hannover wurde eine CDU-Geschäftsstelle besetzt, in Saarbrücken tauchten Plakate auf, die sich gegen die Partei richteten. Die CDU ist zur Zielscheibe geworden – sowohl für linke als auch für rechte Kritiker.

Gibt es eine neue Regierung?

Noch nicht. CDU und SPD führen Koalitionsverhandlungen, doch eine Einigung ist nicht garantiert.

Mögliche Szenarien:

  1. Große Koalition (CDU & SPD) – wahrscheinlich, aber nicht sicher.
  2. Minderheitsregierung – riskant und schwer umsetzbar.
  3. Neuwahlen – falls sich keine Lösung findet.

Kann die CDU in einer Großen Koalition überleben?

Eine Große Koalition könnte das Ende der CDU als eigenständige politische Kraft bedeuten. „Wenn die CDU sich weiter anpasst, verliert sie ihr Profil und wird immer schwächer“, warnt Patzelt. Besonders in der Jungen Union regt sich Widerstand gegen eine erneute Zusammenarbeit mit der SPD.

Ein weiterer Streitpunkt ist das Sondervermögen, das für Infrastruktur- und Verteidigungsprojekte eingesetzt werden soll. Hier muss die CDU eine Entscheidung treffen: Folgt sie der SPD oder setzt sie eigene Akzente?

Was passiert, wenn die Koalitionsverhandlungen scheitern?

Falls CDU und SPD sich nicht einigen, gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Minderheitsregierung – Die CDU regiert mit wechselnden Mehrheiten.
  2. Neuwahlen – Falls die Regierung nicht stabil bleibt.

Minderheitsregierung: Ein riskantes Experiment

Eine Minderheitsregierung wäre ein Novum in der deutschen Politik. Doch Patzelt hält sie für kaum umsetzbar:

„Die CDU müsste sich für jede Entscheidung neue Mehrheiten suchen – was bedeutet, dass sie auch mit der AfD verhandeln müsste. Das wäre ein politischer Tabubruch.“

Falls eine Minderheitsregierung nicht funktioniert, könnten Neuwahlen folgen – mit ungewissem Ausgang für die CDU.

Wie stark ist die AfD in Deutschland?

Die AfD ist besonders in Ostdeutschland sehr stark. Dort wird sie oft als „normale Partei“ angesehen, während sie im Westen weiterhin stark kritisiert und isoliert wird.

Die AfD als Gefahr für die CDU?

Die AfD hat sich als ernstzunehmende politische Kraft etabliert. Sollte die CDU weiter an Profil verlieren, könnten noch mehr Wähler zur AfD abwandern. „Wenn die CDU nicht aufpasst, könnte sie langfristig ihre Rolle als führende Oppositionskraft verlieren“, so Patzelt.

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Mehr Informationen

Tipp: Das komplette Interview – in voller Länge – mit Professor Werner J. Patzelt finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Union StiftungHier klicken, um das Video „Politikwechsel in Deutschland: Die Zukunft oder das Ende der CDU? “ anzusehen.

Wer ist Prof. Dr. Werner Patzelt?

Professor Dr. Werner J. Patzelt ist ein deutscher Politikwissenschaftler mit Schwerpunkt auf Parteienforschung und politische Systeme. Von 1991 bis 2019 war er Gründungsprofessor am Institut für Politikwissenschaft der Technischen Universität Dresden und lehrte dort zu politischen Strukturen und Systemvergleichen.

Neben seiner akademischen Laufbahn ist Patzelt als politischer Analyst tätig. Er schreibt regelmäßig für das Nachrichtenportal NIUS, wo er politische Entwicklungen kommentiert. Zudem ist er Forschungsdirektor am Mathias Corvinus Collegium in Brüssel.

Patzelt beschäftigt sich mit der Entwicklung der CDU, der AfD und gesellschaftlichen Polarisierungsprozessen. Seine Analysen stoßen auf großes Interesse, insbesondere im Hinblick auf den Wandel der politischen Landschaft in Deutschland.